"Wie sichern wir die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs?"

Luzern, 19.06.2017

Generalversammlung der Hupac AG

 

 

Hans-Jörg Bertschi

Präsident des Verwaltungsrats

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde des Unternehmens

 

Fünfzig Jahre Hupac – eigentlich könnten wir uns zufrieden zurücklehnen. Hupac hat die Wirtschaftskrise überstanden und ist im vergangenen Jahr gewachsen wie schon lange nicht mehr. Das Unternehmen hat gut gewirtschaftet und kann ein erfreuliches Jahresergebnis ausweisen. Hupac stärkt ihre Position in den traditionellen Märkten und stösst erfolgreich in neue Marktsegmente vor: Russland, China, Company Shuttle, maritime Hinterlandverkehre.

 

Auch die Rahmenbedingungen stimmen zuversichtlich. Mit der Eröffnung des Gotthardbasistunnels Ende 2016 und der Inbetriebnahme des Vier-Meter-Korridors  im 2020 können die Züge der Hupac endlich von den Vorteilen einer leistungsfähigen Flachbahn profitieren.

 

Doch global gesehen müssen wir uns Gedanken machen, wie wir langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs sichern können. Während das Bahnsystem weiterhin durch nationale Grenzen – infrastrukturell, operativ, administrativ, kulturell – in seiner Performance eingeschränkt ist, macht der Strassengüterverkehr gewaltige Sprünge nach vorn. IT-unterstützte Fahrtenoptimierung, intelligentes Flottenmanagement, verbrauchsarme Motoren, Gigaliner, fahrerloses Fahren sind nur einige der Stichworte der rasanten Entwicklung auf der Strasse.

 

Und die Bahn? Es gibt viele Gründe für das zeitlupenlangsame Innovationstempo der Bahnwelt. Die hohe technische Komplexität. Die langen Innovationszyklen. Die nationalstaatliche Unternehmenskultur. Doch wenn der Schienengüterverkehr eine Zukunft haben will, muss im Bahnsystem ein Umdenken stattfinden und ein anderes Schritttempo aufgelegt werden. Kosten senken, die Produktivität erhöhen und die Chancen der Digitalisierung nutzen: was uns die Strasse tagtäglich vorexerziert, kann die Schiene auch. Muss sie können.

 

Viele Player haben dies erkannt – und das stimmt uns zuversichtlich. Gemeinsam mit unseren Bahnpartnern, mit den Infrastrukturbetreibern und den Entscheidungsträgern der Verkehrspolitik verfolgen wir ein ganzes Massnahmenpaket, mit dem die Kosten gesenkt und die Produktivität der internationalen Güterzüge erhöht werden können. Ein paar Beispiele:

  • Durch besser abgestimmte internationale Fahrpläne kann die Fahrzeit der Züge verkürzt und die Produktivität der eingesetzten Ressourcen – Loks, Fahrer, Bahnwagen – gesteigert werden.
  • Die Integration der Terminals in das Fahrplankonzept verspricht höhere Effizienz.
  • Fahrplantreue senkt die enormen Folgekosten von Verspätungen.
  • Der integrierte, offene Datenaustausch zwischen allen Partnern setzt Produktivitätspotenziale frei.

 

Dass dies kein Wunschdenken ist, zeigt unsere Geschichte. Hupac hatte schon immer das Talent, die Anforderungen des Strassenverkehrs im Schienenverkehr zu positionieren und nachhaltig im Interesse aller umzusetzen.

 

Ich bin überzeugt, dass der intermodale Verkehr der Verkehr der Zukunft auf längeren Distanzen ist. Er ist sowohl dem reinen Strassentransport als auch dem konventionellen Bahnverkehr bezüglich Effizienz und Nachhaltigkeit deutlich überlegen. Entscheidend wird sein, dass es uns gelingt, die vielen Hemmnisse der nach wie vor nationalstaatlich geprägten Eisenbahnwelt zu überwinden.

 

Hupac bereitet sich konsequent auf diese Zukunft vor. Unsere Wagenflotte wird nachfragegerecht ausgebaut. Die Terminalprojekte Basel, Warschau- Brwinów, Piacenza, Milano und Brescia schreiten fort. Die Digitalstrategie ist formuliert und wird in zahlreichen Projekten umgesetzt.

 

Entscheidend für den Erfolg sind jedoch unsere Mitarbeitenden und Führungskräfte. Mit ihrem täglichen Engagement für innovative, nachhaltige und sichere Logistiklösungen und den Ausbau unseres intermodalen Netzwerks legen sie den Grundstein für die nächsten fünfzig Jahre der Hupac.

 

Ich danke Ihnen im Namen des Verwaltungsrats für Ihr Vertrauen und freue mich auf den weiteren Weg mit Ihnen.

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